Lebensqualität: Keine Angst vor dem Leben
Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 2. Dezember 2015
Sein Portrait aus Wikipedia zeigt den Psychiater Professor Dr. Borwin Bandelow aus Göttingen, der einer der international führenden Angstforscher ist (http://www.borwinbandelow.de/) ) und zugleich als Erfinder der Ostfriesenwitze gilt (https://de.wikipedia.org/wiki/Borwin_Bandelow), als einen sehr freundlichen und schon nach seiner äußeren Erscheinung wohl auch sehr klugen Menschen.
Er hat neben streng wissenschaftlichen Büchern und Aufsätzen wunderbare sehr verständliche und hilfreiche Bücher geschrieben über das Phänomen der Angststörung wie „Wer hat Angst vorm bösen Mann?“ und „Wenn die Seele leidet“, die jeder Mensch, der Panikattacken und unbegründete Ängste erlebt, lesen sollte. Dass Bandelow nichts darüber weiß, das das Wissen um die Wirkungen einer Anhebung des zentralnervösen Levels am Neurotransmitter Serotonin seine Erkenntnisse und die Hilfe für die Betroffenen noch vertiefen kann, schmälert den Wert seiner Arbeit nicht. Wie ich erst kürzlich auf diesen Seiten erläutert habe, ist die internationale „große Wissenschaft“ kaum noch auf der Suche nach der Verbesserung der Versorgung mit dem Botenstoff Serotonin, seit es die Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) gibt, die gewisse Veränderungen im zerebralen Serotoninhaushalt bewirken.
Darüber will ich mich hier aber nicht weiter verbreiten. Ich nehme Bezug auf Bandelows Hinweise auf die über die Lebensjahre des Menschen hinweg zuverlässig feststellbaren Schwankungen der Lebensqualität, die er in der letzten Sendung „Pelzig hält sich“ des famosen Journalisten und Kabarettisten Markus Barwasser erläuterte (1.12.2015 ,ZDF).
Markus Barwasser alias Erwin Pelzig hatte Bandelow als den letzten seiner in den Jahren Hunderten von Gesprächspartnern ausgesucht, weil er sich von ihm ganz offenbar eine Bestätigung seiner Annahme versprach, dass die Deutschen angesichts der aktuellen Bedrohungen durch den Terror zu ängstlich seien. Bandelow wies dies bescheiden und schon fast schüchtern von sich. Nach seiner Meinung sind wir überhaupt nicht übertrieben ängstlich. Medizinisch relevante Angststörungen sind etwas ganz anderes als die Hysterie, die uns Deutschen, ob kritischen Geistern ebenso wie Mainstream-, AfD- oder Pegida-Anhängern, gern unterstellt wird.
Bandelows überraschender Hinweis ist der, dass nach umfangreichen (bei „Science“ veröffentlichten) Studien
die Lebensqualität von der Geburt bis zum 18.Lebensjahr ansteigt, dann aber unweigerlich bis etwa zum 54. Lebenjahr weit abfällt – um dann aber rasant bis ins hohe Alter anzusteigen. Mit 82 Jahren ist die gefühlte Lebensqualität dann regelmäßig noch höher als mit 18!
Wer hätte das gedacht?
Was hat die Lebensqualität mit Angststörungen zu tun?
Jede krankhafte Störung verringert die Lebensqualität. Weil sie dem Menschen aber die emotionale Basis für ein sicheres Lebensgefühl zerstört, ist die Angststörung einer der größten Hinderungsgründe für das Aufkommen von Lebensfreude.
Lebensqualität hat viel mit Lebensglück zu tun, worüber ich auf diesen Seiten immer wieder geschrieben habe, s. http://www.essenspausen.com/?s=Gl%C3%BCck. In meinen eigenen Überlegungen zum Thema des Lebensglücks kam ich bereits zur Erkenntnis, dass es weniger der Besitz materieller und auch immaterieller Vermögen ist, der Glück erzeugt als
der ruhige und gelassene Umgang mit allem was das Leben uns bietet.
Wenn es richtig ist, was Bandelow über die reguläre Vermehrung des Lebensglücks in der Zeit des Aufwachsens bis zum 18. Lebenjahr sagt, die unweigerliche kontiniuerliche Abnahme des Lebensglücks bis gegen Mitte 50 und dann der starke Wiederanstieg des Lebensgücks bis ins hohe Alter, verstehe ich auch, warum die Menschen im Alter sich mit mehr Interesse und Freude an ihre Jugendjahre erinnern als an die beruflich aktive Zeit danach. Während die Eltern krampfhaft nach dem richtigen Zugang zu ihren Kindern suchen, verstehen sich Großeltern und Enkel meist fast blind. Man spricht auch zu Recht von der Weisheit des Alters und von der Distanz zu den Wechselfällen des Lebens, die man erst lernen kann, wenn man nicht über beide Ohren in sie involviert ist.
Aus diesen Erkenttnissen können die in ihrem Lebensablauf oft überforderten Menschen die Lehre ziehen, mit der Reflexion auf sich selbst nicht erst im Alter zu beginnen. Wenn sie auch in den Zeiten höchster Inanspruchnahme Körper und Geist regelmäßig auch Ruhe und Entspannung gönnen und damit den Stress mindern, gewinnen sie sogar an geistiger Leistungsfähigkeit – und fühlen sich wohler.
Markus Barwasser/Erwin Pelzig hatte am Ende seiner (vorläufig) letzten Sendung vor, sich mit einem gut durchdachten letzten Wort zu verabschieden. Das gelang ihm nicht so ganz. Er sagte sinngemäß:
„in der heutigen Zeit der Ungereimtheiten und Widersprüche hat man eigentlich nur die Wahl, verrückt zu werden oder religiös (was ich nicht bin).“
Auch wenn die Widersprüche in unserer schon immer und immer noch verrückten Welt nicht ausräumbar sind, wird der kluge Erwein Pelzig bestimmt nicht verrückt werden oder sich etwa mit beginnender Senilität zu irgend einem Glauben bekennen.
Freitag 13. Mai 2016 um 00:42
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